Hike der Sippe Krokodil 2016 – Irland
Nach dem erfolgreichen Hike in der luxemburgischen Schweiz, im vergangenen Jahr, entschieden wir uns in derselben Konstellation von 6 Personen uns erneut auf den Weg zu machen. In diesem Jahr sollte das Ziel etwas außergewöhnlicher und weiter von zuhause entfernt liegen. Nach zahlreichen Planungstreffen im wunderschönen Duckesje, Beratungsgesprächen im Reisebüro (vielen Dank nochmals dafür) und etlichen köstlichen Entscheidungsgetränken entschlossen wir uns schließlich das Reiseziel Irland zu deklarieren, genauer noch die Halbinsel Dingle im County Kerry. So lagen also 7 Tage, vom 09. – 15. August, vor uns, in denen wir mit allem rechnen mussten.
Dienstag, den 09.08.2016 Let’s start
Gegen 3 Uhr klingelten die letzten Wecker, denn um kurz vor 7 ging unser Flug ab Frankfurt-Hahn bereits los. Halb verschlafen landeten wir also auf dem wirklich kleinen Provinzflughafen im County Kerry. Dort können parallel maximal 2 Flüge eingecheckt -ja es gab dort 2 Terminals- und ein Flugzeug in Empfang genommen werden. Nach dem einsammeln der Gepäckstücke wurden noch „schnell“ die Flaschen aufgefüllt, wobei man bei dem Wasserdruck aufpassen musste, dass die Flasche nicht überliefen, bevor es mit Karte und Kompass in Richtung Tralee losging. Noch verwöhnt aus Deutschland, suchten wir nach dem nächsten Bordstein um ohne Gefahren an der Straße entlang zu gehen. Fehlanzeige… Entschlossen setzten wir unseren Weg also direkt auf der Straße fort, wobei sich dort direkt die nächste Frage stellte. Welche Straßenseite ist die richtige? Nicht nur, dass man in Irland links fährt, sondern man geht als Fußgänger hier scheinbar auch mit dem Verkehr. Zumindest symbolisierten uns dies einige Autofahrer mit Ihrer Hupe. Leider blieb uns eine richtige Antwort auf diese Frage bis heute aus. Entlang schmaler Straße, durch kleiner Dörfer führte uns der Weg geradewegs auf eine neu gebaute Bundesstraße, die in unserer Wanderkarte noch nicht eingezeichnet war. Diese galt es nun zu überqueren um kurz darauf in Tralee anzukommen. Nach der Ankunft wurden erstmal Getränke, Abendessen und Frühstück für den nächsten Morgen bei Lidl eingekauft, danach ging es staight away direkt in den ersten Pub, um die erschöpften Körper mit Guiness wieder etwas aufzupäppeln. Wie sich herausstellen sollte war das eins der besten Guiness, die wir in Irland genießen durften. Nach dieser kurzen Verschnaufpause stärkten wir unsere Mägen noch mit einer Pizza, die wir auf der Wiese liegend zu uns nahmen. Der letzte Teil unserer Tagesetappe sollte außerhalb der Stadt zu unserem Schlafplatz gehen. Diesen zu finden war jedoch schwerer als geglaubt. Der bewaldete Teil Irlands war im Gegensatz zum beweideten Teil sehr klein, zum anderen musste man eine vom Wind geschützte Stelle finden. Also fiel unsere erste Idee direkt am Strand zu schlafen, schon mal ins Wasser. Kurzerhand haben wir über mehrere Kuhweiden, wohlgemerkt mit Kühen besetzt, unseren Weg abgekürzt, um den Nadelwald im Berghang zu erreichen. Nachdem wir auch im Ort eine Abkürzung Richtung Nadelwald nehmen wollten, wurden wir von mehreren Anwohnern darauf hingewiesen, dass wir auf dem falschen Weg seien. Letztendlich erklärte sich ein sehr netter Herr sogar bereit uns in der Ladefläche seines Transporters auf den Berg zu fahren. Auch wenn diese Fahrt nicht sonderlich komfortabel war und wir uns wie in einem Tiertransporter, absolut im dunkeln und orientierungslos fühlten waren wir sehr dankbar darüber. In den Bergen fanden wir zum Glück relativ zeitnah einen Unterschlupf. Das benachbarte Holz versuchten wir als Feuerholz anzuzünden, dies war jedoch kaum möglich. Glücklicherweise liehen uns die 200m weiter campierenden Pfadfinderkolleginnen aus Deutschland Ihren Gaskocher, sodass wir dennoch eine warme Mahlzeit zu uns nehmen konnten.
Mittwoch, den 10.08.2016 Camp we’re coming
Zwar ausgeschlafen, aber immer noch völlig erschöpft vom Vortag packten wir unsere Zelte und das restliche Gepäck ein und setzten unsere Reise durch die Berge fort. Dort lieferten uns die kleineren Gebirgsbäche immer wieder Gelegenheit zum Abkühlen und dank des Filtersystems hatten wir sogar die Möglichkeit dieses Wasser bedenkenlos zu trinken. Der etwas steinige und teils steile Untergrund machte uns einige Probleme, sodass wir am frühen Nachmittag entschieden uns aufzuteilen, damit der etwas schnellere Teil aus der Gruppe noch in Camp einkaufen konnten, da wir auf Grund des entspannten Starts, relativ spät dran waren. Nichtsdestotrotz haben sich beide Gruppen gegen Abend wieder getroffen und zwar an unserem Zielort in Camp. Dort angekommen genossen wir zuerst einmal eine Pause an der örtlichen Tankstelle, wo wir zeitgleich auch für den nächsten Tag einkauften. Glücklicherweise befand sich in unmittelbarer Nähe ein Pub, in welchem wir uns erneut niederließen, um Burger zu essen und naja schon klar oder? Überraschenderweise bot uns der Pub Besitzer seinen Garten mit sanitären Anlagen zum Zelten an. Also bauten wir kurzerhand dort unsere Zelte auf, bevor uns der gemütliche Teil im Inneren des Pubs inklusive Live Musik bevorstand. Ebenfalls beschlossen wir an dem Abend schweren Herzens uns aufzuteilen und mit einer 4er Gruppe den geplanten Weg fortzusetzen und den Rest zurück zu lassen, damit wir die Strecke in der geplanten Zeit noch schaffen konnten. Wir vereinbarten einen Treffpunkt an unserem Zielort, wo wir uns dann hoffentlich wiedersehen sollten.
Donnerstag, den 11.08.2016 Only four
Am nächsten morgen früh durch die ebenfalls dort campenden Pfadfinder aus Italien geweckt starteten wir gut gelaunt in Tag Nr. 3. Der Weg sollte uns von Camp über Castlegregory nach Stradbally führen. Entlang des wunderschönen Dingle-Ways liefen wir direkt am Strand bis kurz vor Castlegregory. Dort mussten wir auf die Straße wechseln, da der Weg am Strand nicht mehr begehbar war. Auf dem Asphalt angekommen mussten wir abermals das Verkehrssystem in Frage stellen. Abgesehen von der Seite auf der wir gehen sollten blieb uns noch eine Frage schleierhaft. Die Tempolimits. Anders als in Deutschland durfte man hier innerorts auf sehr engen Straßen teilweise 80 km/h fahren, wo bei uns eventuell nur 30 km/h zugelassen gewesen wären. So kamen wir in mehreren Situationen gefährlich nahe an vorbeifahrende Autos mit hoher Geschwindigkeit heran. Gott sei Dank haben am Ende des Hikes alle Teilnehmer diese Manöver überlebt. In Castlegregory angekommen kauften wir erstmal ein, jedoch in mehreren Etappen, damit wir der Kassiererin mehrmals über den Weg laufen mussten. Ebenfalls aßen wir ein Soft-Eis, welches unseren Zucker- und Fettbedarf der nächsten 3 Wochen decken konnte. Völlig überfressen ging es dann nur noch nach Stradbally, wo man uns einen Pub empfahl. Angeblich würden wir Ihn an Hand des vor dem Pub sitzenden Mannes mit Bart erkennen. Wir dachten natürlich sofort an eine Puppe oder dergleichen, aber dort angekommen mussten wir feststellen, dass ein waschechter Mann samt Bart direkt auf der Bank vor dem Pub saß. Diesen Pub wollten wir im Übrigen auch nicht mehr verlassen, mussten wir jedoch um uns einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Am Ortsausgang trafen wir eine Frau, die uns auf Nachfrage einen Platz auf Ihrem Feld anbot, der sogar windgeschützt sei, was es noch zu beweisen galt. Den Abend verbrachten wir beim Sonnenuntergang am Strand, wo scheinbar entflohene Kühe herumspazierten. Der Weg zwischen Strand und unserem Schlafplatz wurde ebenfalls von scheinbar aggressiven Kühen und Ihren Kälbern gut behütet, sodass wir nur im Schneckentempo zum Strand vordringen konnten.
Freitag, den 12.08.2016 The rainy day
Natürlich war die Nacht alles andere als windstill und der Platz alles andere als windgeschützt, sodass die Schlafdauer sehr gering ausgefallen ist und wir Angst um unsere Zelte haben mussten. Nachdem einer der Hiketeilnehmer zum zweiten Mal in dieser Nacht Besuch von einer Nacktschnecke hatte stellten wir über die Ursache mehrere Theorien auf. Wo es nun endlich her kommt liegt im Auge des Betrachters ;). Also los in Richtung Cloghane. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten, dieser Tag wird der lustigste und gleichzeitig der schlimmste Tag unseres Hikes werden. Aber beginnen sollte er erstmal lustig. Bei starken Windböen am Strand entlang mussten wir standhaft bleiben, um nicht nach hinten umzukippen. Plötzlich hörten wir nur noch jemanden wild schreien und sahen wie er den Weg zurücklief, bis wir begriffen hatten, dass sein Hut weggeweht wurde und er Mühe hatte diesen wieder einzuholen. Blöderweise trennte sich das Lederband auch noch vom Hut und flog in eine völlig andere Richtung. Ein sehr lustiges Schauspiel. Kurz vor unserem Zwischenziel in Cloghane passierte nochmals eine etwas unglaubwürdige Geschichte. Unsere Gruppe trennte sich erneut in einen Einzelkämpfer und eine 3er Gruppe. Der Einzelkämpfer hatte einen vermeintlich schnelleren Weg nach Cloghane gefunden und ging diesen entschlossen weiter. So vereinbarten wir uns dort wieder zu treffen. Leider gab es bei der Kommunikation leichte Missverständnisse, sodass einer von uns auf dem direkten Weg zu unserem Endziel nach Dingle war und der Rest in Cloghane wartete. Also verbrachten wir eine weitere Stunde dort mit Warten, die wir aber zum Einkaufen nutzen konnten. Nach der Zusammenkunft sollte es dann weiter in Richtung Dingle gehen wo wir am Fuße des Berges campieren wollten. Leider überraschte uns auf der Hälfte des Weges ein starker von Wind begleiteter Regen. Wir entschieden uns dennoch den Weg Richtung Gebirge weiter zu gehen und hofften auf einen Bauernhof. Diese Hoffnung wurde auch tatsächlich erfüllt, allerdings ist uns der dort ansässige Bauer nicht gut gesonnen gewesen, wir durften uns zwar kurz in einem stark heruntergekommenen zu teilen sicher einsturzgefährdetem Haus vor dem Regen schützen, aber das war es dann leider auch schon. Wir versuchten zwar vor Ort ein Taxi zu ordern, um zurück in die Stadt zu kommen, jedoch war dies schwerer als gedacht. Also blieb uns nichts als den Rückweg zu Fuß durch den Regen anzutreten. Ausgerechnet in dieser Situation verlor einer der Teilnehmer seine Sonnenbrille und musste eine beachtliche Strecke erneut zurück Richtung Bauernhof laufen. Wieder in Cloghane angekommen -mittlerweile lief das Wasser beim Gehen schon wieder oben aus den Schuhen raus- fanden wir zu unserem Glück keine Unterkunft. Komplett durchgenässt tranken wir erstmal ein Bier und warteten im Pub auf das Taxi, dass uns direkt nach Dingle bringen sollte (unser morgiges Tagesziel). Nach einer horrenden Bezahlung für den Taxifahrer waren wir trotzdem dankbar in einer größeren Stadt zu sein, weil wir hofften dort eher eine Unterkunft zu finden. Leider hatten wir auch dort kein Glück. Alles war überbucht. Egal welche Telefonnummer wir bekamen und wo wir nachfragten keiner hatte einen Platz für uns. Nach gefühlt unendlich langer Zeit fanden wir endlich jemanden, der uns wenigsten zum Aufwärmen einmal kurz aufnehmen wollte. Vielen Dank an David vom Lovett’s Hostel. Dieser bot uns auch als Unterkunft für die Nacht einen kleinen alten Fahrradschuppen an, wo wir wenigstens ein Dach über dem Kopf hatten. Dieses Angebot nahmen wir ohne auch nur eine Sekunde zu zögern an. Nach dem die beiden anderen auch an diesem Abend noch zu uns gestoßen sind, man beachte es war mittlerweile halb 11, haben wir noch schnell alle Klamotten aufgegangen, was gegessen und fielen alle 6 tot in Richtung unserer halb durchgeweichten Isomatten.
Samstag, den 13.08.2016 Dingle
Am nächsten Morgen mussten wir diesen Fahrradschuppen bereits um 9 Uhr wieder geräumt haben. Also standen wir frühzeitig auf um noch alle Spuren zu beseitigen und was zu Frühstücken. Leider blieb eins der zwei gekauften Brote verschollen, mh? So mussten wir uns halt eins teilen. Nachdem wir um halb 10 die Tourist Information stürmten um eventuell eine Unterkunft für diese Nacht zu finden, um die immer noch komplett nassen Rucksäcke samt Inhalt etwas zu trocknen hatten wir immerhin einen Überblick über die Hostels in der Stadt und gleich noch ein wesentlich günstigeres Taxi zum Flughafen am Montagmittag gebucht. Also alles wieder im Lot. Nachdem uns dann auch noch ein Hostel ein 4-Bett Zimmer zusagte waren wir vor Freude kaum noch zu bremsen. Wir machten uns direkt auf zu dem ca. 2km außerhalb liegenden Hostel. Man gestattete uns dort sogar zur 6. in dem Zimmer zu schlafen. Der Rest des Tages wurde nun nur noch mit Einkaufen, Pfannkuchen kochen, auf der Wiese rumliegen und einem Abschluss im Pub verbracht.
Sonntag, den 14.08.2016 Last Day
Der letzte Tag sollte nach den Strapazen des Freitages nochmal völlig zur Entspannung dienen. So zogen wir frühzeitig vom Inneren des Hostels auf die Wiese davor um, wo wir unser Zelt ein letztes Mal aufstellten. Nach dem anschließenden Frühstück und einer großen Entspannungspause auf der Wiese machten wir uns für eine kleine Tagestour rund um Dingle nochmals auf den Weg. Auf diesem kleinen Ausflug konnten wir die Pracht der Klippen entdecken und vor allem die freundlichen Autofahrer genauer beäugen. So winkten wir annäherungsweise jedem Auto und bekamen auch immer prompt einen freundlichen Gruß zurück. Meist beschränkte sich dieser auf den Gude Finger. Am Abend kosteten wir alle nochmals von der kulinarischen Küche, die wir selber zubereiteten. Zuerst gab es einen Reis Topf mit Geschnetzeltem gegen halb 9 und um ca. halb 12 nochmals Nudeln mit Knoblauch und einem Hauch Tomatensoße. Nicht zu vergessen die paar Bier, die wir direkt vor unserem Zelt genossen.
Montag, den 15.08.2016 Way Home
Am Heimreisetag bauten wir die Zelte ab, frühstückten und wurden direkt am Hostel vom Taxi abgeholt. Besser ging es quasi nicht. Auf der ca. 1 stündigen Fahrt zum Flughafen konnten wir nochmals die Aussicht auf das weite Meer genießen, bevor wir gegen 15 Uhr in den Flieger Richtung Deutschland stiegen. Trotz des deutlich erkennbaren Ausbildungsfluges, sowohl für Stewardessen als auch für Pilot landeten wir gegen 18 Uhr sicher in Frankfurt-Hahn.
Schlussendlich war der Hike auch in diesem Jahr wieder eine superschöne und unvergessliche Erfahrung für alle Teilnehmer. Lediglich der nicht ganz geplante etwas feuchte Tag rund um Cloghane konnte unsere Stimmung kurzfristig etwas bremsen. Umso schöner waren jedoch die dadurch entstandenen 2 Tage, die wir gemeinsam in sehr entspannter Atmosphäre in Dingle genießen konnten.